Dipl.-Ing. (FH) Danny Behm · Beratender Ingenieur · E-Mail: D.Behm@IngGeo.net · Tel.: (030) 666 685 63

Die Eiszeit

Große Teile der nord- und mitteleuropäischen Landschaft wurden in der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren geprägt. Die Gletscher erstreckten sich von Großbritannien bis zum nördlichen Ural. Eiszeiten wurden auch auf anderen Kontinenten nachgewiesen.

Das vom Eis transportierte Verwitterungsmaterial und die Landschaftsformen, die durch die Gletscher geprägt wurden, finden sich auch im nord- und mitteldeutschen Raum wieder. Drei Eiszeiten wurden bisher nachgewiesen.

Aus Skandinavien strömten die Eismassen uns sozusagen zu. Alles was die riesigen Gletschermassen während der Verseisung aufnehmen konnten und fortwälzten bzw. vor sich schoben, wurde dabei verarbeitet. Jede Eiszeit hat dabei Ihre Spuren und Ablagerungen hinterlassen, die wir heute auch in Berlin und Brandenburg bis zur Ostseeküste von Mecklenburg – Vorpommern und Schleswig – Holstein vorfinden.

relief

Am Beispiel wird nachfolgend die Geologie von Berlin betrachtet. Repräsentativ treten hier die verschiedenen Formen der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit, auch heute zutage. Die hier entstandenen Geländeformen sind im ganzen ehemaligen Vereisungsgebiet anzutreffen.

Nach dem Abschmelzen des Inlandeises blieb der mitgeführte Gesteinsschutt zurück. Unter dem Eis wurde die Grundmoräne abgelagert. Sie enthält Fraktionen der Korngrößen Kies, Sand, Schluff und Ton. Auch größere Steine bzw. Findlinge sind vertreten. Die Grundmoräne wird regionalgeologisch als Geschiebemergel bzw. im verwittertem Zustand als Geschiebelehm bezeichnet. Die Grundmoränenlandschaft ist überwiegend als flachwellige Hügellandschaft ausgeprägt. Im Stadtgebiet von Berlin ist sie im Nordosten als Barnimhochfläche und im Süden als Teltowhochfläche ausgeprägt.

berlin geologie

Das schmelzende Wasser wurde einst Richtung Nordwesten abgeleitet und entspricht heute dem Berliner Urstromtal, das von der Spree durchflossen wird. Eine weitere große Abflußrinne stellt die Havelniederung dar. In diesen Tälern sind auch vorwiegend die sog. Talsande abgelagert.

Bei den Sandern handelt es sich um Sand- oder Kiesanhäufungen, die sich vor den Endmoränen ausbreiten, in der Regel ausgehend von einem Gletschertor. Von hier aus führen sie das Gesteinsmaterial dem Gletschervorland zu, welches von der Korngröße in diese Richtung abnimmt bzw. feiner wird, bis es schließlich in feinkörnigen Sand übergeht der sich nicht mehr von den oberen Talsandlagen unterscheidet. Sander sind auch im Gebiet südlich vom Wannsee, im Raum Oranienburg und östlich von Berlin im Übergangsbereich von der Barnimhochfläche zum Strausberger Sander vorhanden.

Am Eisrand entstand bei Stillstand (sog. Stillstandslagen) die Landschaft der Endmoräne. Durch Vorstoßen, Abschmelzen und erneutem Vorrücken des Eises erhielten gerade diese Landschaften ihre dynamische Prägung, die wir heute in Form von schön anzusehenden Hügelzügen und Wällen begegnen. Dabei wurden Sand, Kies und größere Geschiebe angehäuft. Gut ausgeprägte Endmoränenzüge in Berlin sind die Müggelberge, die, morphologisch betrachtet, als Insel im Berliner Urstromtal südlich vom Müggelsee liegen.

Weitere kuppige Landschaftsformen innerhalb Berlins sind auch am nordwestlichen Rand der Teltowhochfläche im Grunewald zu finden. Hier geht die Hochfläche in eine Kameslandschaft über. Diese ist morphologisch gesehen der Endmoräne ähnlich, hat geologisch jedoch einen anderen Entstehungsprozess. Diese Ablagerungen wurden u.a. im Zuge des Abschmelzens des Inlandeises in Toteisspalten gebildet. Kames innerhalb Berlins befinden sich auch zwischen Dahlem und dem Grunewaldsee sowie im Norden bei Lübars.

Bemerkenswert ist auch im Berliner Raum die Ausbildung von Dünen, die zu den nacheiszeitlichen Bildungen gehören. Sie sind als breite Sandflächen ausgeprägt, denen Kuppen und lang gestreckte Rücken eine sehr bewegte Oberfläche verleihen. Die bedeutendsten Dünenaufwehungen sind im Bereich des Tegeler Forstes (Tegel, Hermsdorf, Frohnau) anzutreffen. Die nacheiszeitlichen Winde haben hier kräftig gearbeitet und feinste Sande von Nordwesten eingeweht. Vereinzelte Flugsandüberwehungen sind auch auf den weiten Talsandgebieten zu finden.

Als weitere sandige Bildungen der Nacheiszeit sind die Fluss- und Beckensande anzusehen. Größere Mächtigkeiten von Flusssand sind u.a. im Gebiet der Havel zu finden. Teilweise sind die Flusssande organisch durchsetzt bzw. in Wechselschichtung mit verschiedenen Mudden anzutreffen. Beckensande sind in vielen Niederungen oft unter humosen Bildungen verbreitet. Humose und organische Bildungen wie z.B. Flachmoortorf, Moorerde und Faulschlamm (Mudde) sind oftmals in den Gebieten der Niederungen und Becken vorzufinden.