Nachfolgend wird der Vorgang einer Baugrunderkundung zusammenfassend erläutert. Damit Sie als Investor, Bauherr oder Planer wissen – Worauf Sie bauen!
Zuerst werden alle verfügbaren Informationen über den Standort eingeholt und der Erkundungsumfang definiert. Ein Blick auf die Geologische Karte ist zur ersten Orientierung hilfreich.
Das Gebiet von Norddeutschland wurde besonders durch die letzte Eiszeit geprägt. Problematischer Baugrund ist erfahrungsgemäß in der Nähe von Sümpfen, Fließen und Seen bzw. in Niederungen anzutreffen.
Die Beschreibung der Bodenverhältnisse und die idealisierte Darstellung des Baugrundmodells setzt eine gewissenhafte Durchführung der Aufschlußarbeiten voraus. Die Spezifizierung der Bodenproben nimmt der Baugrundgutachter vor. Zielgerichtet werden bodenmechanische Laborversuche durchgeführt.
Liegen alle Daten aus der Erkundung vor, wird der Geotechnische Bericht i.d.R. mit folgendem Aufbau und Inhalt erstellt:
1. Standort, Bauwerksbeschreibung und regionale Geologie;
2. Baugrundaufbau, Baugrundeigenschaften, Bodenarten nach DIN EN ISO 14866,
Einteilung nach Bodengruppen und Bodenklassifikation nach DIN 18196,
Lagerungsdichte, Konsistenz der Böden, Durchlässigkeit des Bodens;
3. Grundwasserverhältnisse, Hydrogeologie des Standortes, Grundwasserspiegel,
Aussagen über eventuelles Schichtenwasser, zur Versickerungsfähigkeit des Bodens, ggf. zur Grundwasseraggressivität
4. Baugrundeignung und Gründungstechnische Beratung, Tragfähigkeit,
Angabe der bodenmechanischen Kennwerte, zulässigen Sohldrücke / Sohlwiderstände, Bettungsmodul, Angaben für Pfahlgründungen – Sondergründungen;
5. Bautechnische Hinweise zu den Erdarbeiten, Bodenklassen nach DIN 18300,
Aussagen zur Wasserhaltung, Versickerung, Bauwerksabdichtung,
Frostempfindlichkeit, Verdichtung und verbesserten Tragfähigkeit.
Beispiel – Antreffen von gering tragfähigem Baugrund
Im Zuge der Baugrunderkundung wurde eine Torf- oder Muddeschicht in der Tiefe angetroffen. Es ist vorgesehen, das Bauwerk möglicherweise flach zu gründen und auf teure Sondergründungen zu verzichten. Hierbei stellt sich die Frage, ob dies unter Berücksichtigung der angetroffenen Bodenschichten und des Setzungsverhaltens überhaupt möglich ist.
Sind die zu erwartenden Setzungen bauwerksverträglich? Bei guter Kenntnis der Baugrundverhältnisse und gleichmäßigem Schichtenaufbau ist dies ggf. mit einer Setzungsberechnung bezogen auf das idealisierte Baugrundmodell zu klären. In Abstimmung mit dem Statiker lässt sich in diesem Zusammenhang ggf. die Gründung optimieren.
Werden organoleptische Auffälligkeiten bei der Baugrunderkundung festgestellt, sollten umweltrelevante Untersuchungen veranlasst werden. Es empfiehlt sich daher, die Baugrunderkundung bereits vor dem Grundstückskauf mit einer orientierenden Altlastenuntersuchung zu verknüpfen. Ein unerwarteter kontaminationsbedingter Bodenaushub kann sehr teuer werden.
Nach Durchführung der Baugrunduntersuchung besteht Klarheit über die Baugrundverhältnisse des Grundstücks – eine wesentliche Grundlage für die Kaufentscheidung, Bauausführung und Kostenkalkulation!